Disclaimer: AVM war so nett mir einen Repeater aus der neuen Serie für diesen Test kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Heute habe ich ein Paket von AVM mit dem neuen Repeater 600 zum Testen erhalten. Schon bei der Annahme des Gerätes ist mir aufgefallen, dass es ziemlich leicht ist. Das Gerät wiegt gerade einmal 82 Gramm und hat eine Kantenlänge von 6,4 Zentimeter (quadratisch).
Was ist der Repeater 600 und was erwarte ich von ihm?
Der Repeater 600 ist der kleinste Repeater der neuen Serie welche außerdem noch aus dem Repeater 1200, Repeater 2400, Repeater 3000 besteht. Das Gerät kann mit 4×4 MU-MIMO im 2,4Ghz Band bei 40 MHz Kanalbreite bis zu 600 Mbit/s erreichen, welches sicherlich der Ursprung für den Namen ist. Die Bezeichnung „Repeater“ anstatt des vorher verwendeten „E“ im Artikelnamens dürfte für die Kunden deutlich einfacher zuzuordnen sein. In 2019 fragt man sich dann aber als Technikfreund doch recht schnell wo denn das 5 Ghz geblieben ist. Ob dies zum Problem wird sehen wir später. 600 Mbit/s klingt ja erstmal ganz ordentlich. Ich erwarte also ein kostengünstiges Produkt in gewohnter AVM Qualität, welches mein Heimnetz verbessern kann. Außerdem erwarte ich, dass dieses Produkt auf längere Sicht den 300E sowie den 450E ablöst.
Lieferumfang
Der Repeater wird in einem kleinen würfelförmigen Karton geliefert. Auf der Vorderseite befindet sich ein Foto sowie der „WLAN MESH“ Hinweis. Praktisch für den Einzelhandel dürfte die Rückseite mit einer Grafik des Gerätes in Originalgröße sein.
Neben dem Repeater selbst befindet sich noch eine Anleitung im Karton. Hier fällt direkt auf, dass AVM nun auch bei den Repeatern von Werk aus individuelle Netzwerkschlüssel setzt. Leider scheint der Netzwerkname weiterhin bei allen Geräten dieses Modells „Repeater 600“ zu sein. Dies stört aber höchstens ITler die häufiger solche Repeater einrichten. Der Werksnetzwerkschlüssel wird im Normalfall nicht über die Ersteinrichtung hinaus verwendet, zeigt aber trotzdem einen steigenden Fokus auf Sicherheit, welchen ich begrüße.
Das Design fällt deutlich schlichter aus als in den vorherigen Serien, was mir gut gefällt.
Das Setup
Nach dem Einschalten muss der Repeater zunächst mit dem Router (meist FritzBox) verbunden werden. Danach sollte man zunächst prüfen ob Updates verfügbar sind. Diesen Repeater konnte ich direkt problemlos auf Fritz!OS 7.11 aktualisieren. Neben dem hinzufügen zum Heimnetz sollte der Repeater auch ins „Mesh“ aufgenommen werden um den maximalen Komfort zu erreichen. Das Mesh ermöglich unter anderem die automatische Übernahme der Einstellungen fürs WLAN, Zeitschaltung und Gastzugang. Auch automatische Updates werden dann über die FritzBox verwaltet.
Die erste Verbindung
Bei der ersten Verbindung mag sich nun der ein oder andere über den angezeigten Übertragungswert in der Mesh-Ansicht seines Heimnetztes wundern. Hier wurden bei mir 216 Mbit/s angezeigt obwohl der Repeater direkt neben der FritzBox 7490 oder FritzBox 6490 lag. Dies ergibt sich aus den Voraussetzungen für die namensgebenden 600Mbit/s. Neben der idealen Distanz wird hierfür nämlich eine Basis (FritzBox) mit 4×4 MU-MIMO benötigt. Dies Unterstützen allerdings nur die neusten FritzBox Modelle wie z.B. die 7590. Die hier verwendeten und derzeit auch weit verbreiteten Modelle 7490 & 6490 haben beide nur 3×3 MU-MIMO. In Zukunft wird 4×4 MU-MIMO allerdings zunehmend Standard werden. Zudem muss die Kanalbreite 40 MHz betragen. Die Standarteinstellung liegt allerdings bei 20 MHz.
Das 2,4Ghz Problem
Seit einigen Jahren geht der Trend zu WLAN im 5 Ghz Bereich. Die beiden Frequenzbänder unterscheiden sich sehr vereinfacht dargestellt darin, dass im 5 Ghz Band größere Übertragungsraten möglich sind, jedoch das 2,4 Ghz Band aufgrund der geringeren Frequenz eine bessere Objektdurchdringung und somit Reichweite hat. Im 2,4 Ghz Band befinden sich aber neben euren WLAN Geräten auch noch jede Menge anderer Sender, welche sich leider nicht immer an Standards halten und somit eure Verbindung stören können. Zudem ist das 2,4 Ghz Band aufgrund seiner geringen Frequenzbreite und hohen Reichweite in dichter besiedelten Gebieten z.B. Mehrparteienhäusern oft stark überlastet sodass sich mehrere Sender auch noch eine Frequenz teilen müssen. Dieses Problem wird noch verstärkt, wenn nun an Stelle von 20 MHz Kanalbreite mit 40 MHz Kanalbreite gesendet wird. Somit freut sich der Bauer, der zum Nachbarn lieber das Auto nimmt über die hohe Reichweite, der Städter bekommt aber durch die ganzen Überlagerungen effektiv keine Daten mehr durch sein Heimnetz.
Für wen ist dieses Produkt?
Aus meiner Sicht richtet sich dieses Produkt an Kunden die sehr kostenbewusst lediglich die Reichweite (bei geringem Datendurchsatz) ihres Heimnetztes in dünn besiedelten Umgebungen erweitern wollen. Typisch wäre hier WLAN in der Gartenhütte damit das Spotify / WhatsApp auf der Party funktioniert. Ebenfalls könnte dieses Produkt ausreichen, wenn die DSL Verbindung ins Internet nur sehr schwach ist <25 Mbit/s. Dann wird das gesamte Heimnetz mit einem besseren Repeater meist auch nicht wirklich schneller (Standortabhängig).
Welche Vorteile hat das Produkt?
- Sehr geringe Baugröße
- Vermutlich geringer Preis
- 5 Jahre Garantie
- Unterstützt AVM „WLAN-Mesh“ mit den Komfortfumktionen
- Unterstützt automatische Updates -> Sicherheitsvorteil
Betrieb
Das Gerät ist wie man es erwarten würde geruchslos und auch nach dem Einschalten im Betrieb geräuschlos. Der Repeater wird bei mir ca. 40°C warm (25°C Raumtemperatur). Durch die Kühlrippen an der Rückseite sollte es zu keinem Hitzestau kommen welches gut für die Langlebigkeit der Komponenten ist. Der Spritzwasserschutz fällt im Umkehrschluss allerdings leider etwas schlechter als bei dem 300E oder 450E aus. Insgesamt finde ich die Änderung allerdings sinnvoll da ich noch keinen Fall hatte bei dem ein Spritzwasserschutz geholfen hätte.
Die LEDs wurden auf eine einzelne reduziert, wodurch kein optisches ablesen der Verbindungsqualität mehr möglich ist. Hier hätte ich mir für die schnellere Fehleranalyse die aus der vorherigen Serie bekannten Abstufungen gewünscht. Eine Verbesserung ist hingegen, dass die LED nun über das Menü abschaltbar ist falls sie im Sichtfeld stört.
Jetzt aber mal ran an den Speck – die Tests
Getestet wurde der Repeater mit einer Unitymedia Fritz!Box 6490 (Fritz!OS 7.02) und einer Fritz!Box 7490 (Fritz!OS 7.11) sowie für einen kurzen Test mit einem Ubiquiti UniFi AC HD. Die Internetverbindung erfolgt über Unitymedia mit 400Mbit/s Download und 20 Mbit/s Upload. Das Endgerät ist ein Samsung Galaxy S10.
Insbesondere im Nahbereich wählt das S10 bei einer direkten Verbindung zu den FritzBoxen natürlich das 5 Ghz Band, worüber die 400 Mbit/s problemlos übertragen werden. Für weitere Tests wurden die FritzBoxen also auf nur 2,4 Ghz eingestellt. Die Distanzen / Positionen der Geräte in den Tests variierten, sind aber während eines Testdurchgangs (einmal mit, einmal ohne Repeater) konstant.
Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass die Bandbreite von ca. 25 Mbit/s bei Einsatz des Repeaters auch auf größere Distanz gehalten werden konnte. Hier zeigt sich ganz klar der Vorteil der deutlich größeren Reichweite durch die Vorteile von 2,4 Ghz in Kombination mit dem Nachteil des geringen Durchsatzes (verglichen mit dem was technisch möglich wäre).
Fazit
Der Repeater 600 ist eine sehr kostenbewusste Lösung für ein Reichweitenproblem in nicht zu dicht besiedelten Umgebungen. Die Erwartungen wurden somit erfüllt. Die flotte Weboberfläche mit dem aktuellsten Fritz!OS 7.11 ermöglicht somit eine Ablösung der in die Jahre gekommenen 300E & 450E. Auch bei dieser finanziell geringen Investition muss man also nicht auf die Vorteile des Fritz-Ökosystems (welches durch die Mesh-Funktionen nochmal enorm gewachsen ist in letzter Zeit) verzichten.
Datenblatt
Leider habe ich kein Datenblatt, welches ich heute hier verlinken kann. Hier ein kurzer Auszug aus der AVM Präsentationsseite:
FRITZ! Repeater 600
- WLAN-Mesh-Repeater für 2,4 GHz mit bis zu 600 MBit/s (4×4 WLAN N)
- Erhöht schnell und einfach die Reichweite jedes WLANs
- Übernimmt alle Einstellungen der FRITZ!Box sowie spätere Einstellungsänderungen (mit WLAN Mesh)
- Übernimmt WLAN-Name und Passwort des bestehenden WLANs (an jedem WLAN-Router über WPS)
- Besonders kompakte Bauweise, kleiner als eine Steckdose (ca. 5 x 5cm)
- Niedriger Stromverbrauch im Standby und im Betrieb
- Einfache Einrichtung per Knopfdruck
- Ab Q2/2019 verfügbar
Bilder
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